Kempo und Karate sind zwei Begriffe, die oft für Verwirrung sorgen. Grundsätzlich bezeichnen sie jedoch dieselbe Kampfkunst. “Kempo” betont den chinesischen Ursprung der Kampfkunst, während “Karate” dies nicht tut.
Karate entstand in Okinawa, einer Inselgruppe zwischen China und Japan. Okinawa war bis 1872 ein unabhängiges Königreich, das Ryuku-Königreich, bevor es von Japan annektiert wurde. Die ersten Karateformen waren eine Kombination aus den einheimischen Kampfkünsten des Ryuku-Königreichs und den chinesischen Kampfsystemen der Shaolin-Mönche. Einige der ersten Meister, wie Kanga, Matsumura und Higaonna, reisten nach China, um die Kampfsysteme der dortigen Shaolin-Mönche zu studieren.
Itosu und Matsumura sind zwei der einflussreichsten Persönlichkeiten in der Entwicklung des Karate. Matsumura spielte eine wesentliche Rolle bei der Prägung von Shuri-te, einem der frühen Karatestile aus Okinawa. Itosu, ein Schüler von Matsumura, modernisierte Karate und machte es für den Schulunterricht in Okinawa zugänglich. Ihre Beiträge bildeten das Fundament vieler moderner Karatestile.
Karate gewann nach der Annektierung durch die Brutalität der Besatzer an Beliebtheit. Es wurde 1917 erstmals auf dem japanischen Festland präsentiert und dann 1922 von Okinawa-Meistern, darunter Gichin Funakoshi und Miyagi Chojun noch einmal. Funakoshi zog 1924 nach Tokio und lehrte im Judo-Dojo von Jigoro Kano. 1936 eröffnete er das erste Karate-Dojo auf dem Festland und passte in dieser Zeit auch die Namen von Techniken und Formen (Kata) an, um japanische statt okinawanische Begriffe zu verwenden.
Im Gegensatz dazu behielt “Kempo” eine stärkere Verbindung zu seinen chinesischen Wurzeln bei. “Kempo” ist die japanische Aussprache des chinesischen “Chu’an Fa” oder “QuanFa”. Der Begriff geht auf die Tang-Dynastie (618-907 n. Chr.) in China zurück und unterstreicht die tiefen historischen und kulturellen Verbindungen zwischen diesen Kampfkünsten. Kempo wurde durch die Tributbeziehungen des Ryuku-Königreichs zu China über 500 Jahre hinweg in Okinawa weiter beeinflusst.
Kempo und Karate legen beide den Schwerpunkt auf Schlagtechniken, wie Schläge und Tritte, aber auch auf Abwehrbewegungen und Würfe, Hebeltechniken und Bodenkampf. Beide Kampfkünste nutzen Kata, um Techniken weiterzugeben und zu festigen.
Karates Philosophie legt oft Wert auf Demut, Respekt und Selbstkontrolle. Kempo hingegen betont Anpassungsfähigkeit und Flexibilität und lehrt oft, die Stärke des Gegners gegen ihn zu verwenden.
Abschließend kann man sagen, dass “Kempo” und “Karate” zwar Unterschiede in ihrer Bezeichnung und Herkunft aufweisen, im Kern aber das Gleiche beschreiben. Die Wahl zwischen beiden hängt oft von persönlichen Vorlieben und der spezifischen Lehre einer Schule oder eines Lehrers ab. Ein Verständnis für die Feinheiten dieser beiden Stile kann wertvolle Einblicke für alle bieten, die sich intensiver mit Kampfkünsten auseinandersetzen möchten.